Noten stellen eine einfache und tendenziell gut vergleichbare Form dar, um Schülerinnen und Schüler (SuS) über ihren Leistungsstand zu informieren. Noten allein sind jedoch nur bedingt aussagekräftig. Sie sollten begründet werden und Ideen zur Leistungsentwicklung/ zur Notenverbesserung sollten gemeinsam (z. B. in Lernentwicklungsgesprächen) formuliert werden. Der gemeinsame und positiv formulierte Austausch über die Note ist wichtig, um SuS (und auch Eltern) zu motivieren.
Natürlich gibt es auch SuS bei denen keine gute Note gegeben werden kann bzw. sie erreichen im Querschnitt keine ausreichenden Leistungen. Was tun?
Eine Antwort könnte lauten: Stets positiv fokussiert und auf der Suche nach „Gutem“ bleiben!
Jeder Schüler zeigt im Unterrichtsgeschehen positive Momente oder übernimmt eine Unterrichtszusatzleistung oder leistet etwas für die Gemeinschaft.
Wichtig ist, die Person nicht mit der schwachen Note gleichzusetzen, sondern die fachliche Leistung zu benennen und zudem gute überfachliche Kompetenzen zu beschreiben. Aus fachlichen und überfachlichen Leistungen ergibt sich ein Gesamtbild, dass Entwicklungsbedarfe, als auch bisherige Erfolge beschreibt. Idealwerweise werden "Erfolgsmomente iniziiert", damit SuS „in guten Momenten erwischt werden“. Erfolge können dann gespiegelt werden, was die Lern-/ Leistungsmotivation steigert. Kilngt einfach, wobei die Schwierigkeit sicherlich darin besteht, Lernerfolgsaussichten zu schaffen, die auch bei heterogenen Lerngruppen, möglichst vielen SuS eine realistische Aussicht auf Erfolg ermöglicht.
Eine Beschreibung von Kompetenzen mit Hilfe von Kompetenzrastern ist hilfreich, um Lern- und Entwicklungsschritte bei Schülern zu beschreiben, zu erfassen, zu planen und um die Entwicklungsprozesse gemeinsam zu reflektieren. Es ergeben sich durch die Arbeit mit Kompetenzrastern zahlreiche Gesprächs- und Reflexionsmomente (z.B. innerhalb des Unterrichts, im Rahmen von Lernentwicklungsgesprächen). Sie geben Lernenden und Lehrenden zudem einen mehrdimensionalen Orientierungsrahmen
Filmimpuls: Warum Orientierung wichtig ist!
Bekannt ist auch der Leitsatz „Ausbildung mit Herz, Hand und Kopf“. Der Begriff Kompetenz beinhaltet somit verschiedenen Dimensionen:
THEORIE (Wissen/ Kognition)
= Lernen/ aktiv sein mit "Kopf"
PRAXIS (Können/ Psycho-Motorik)
= Lernen/ aktiv sein mit "Hand"
GEFÜHL ([Gefühls]Haltung/ Affekte)
= Lernen/ aktiv sein mit "Herz"
Die drei Bereiche (Theorie, Praxis und Gefühl) sollten als gleichwertig betrachtet werden, was in der kompetenzorientierten Unterrichtspraxis sicherlich eine Herausforderung darstellt. Gesellschaftlich wird "Theorie", also die fachlich-theoretische Kompetenz oft als wertiger betrachtet, als "Praxis, also die handwerkliche Kompetenz.
Reine Ziffernnoten können den Leistungsstand von SuS nicht objektiv und umfassend wiedergeben. Kompetenzorientierte lernförderliche Leistungsrückmeldungen sind sicherlich schwieriger zu geben und aufwendiger, als eine Note. Aber gerade innerhalb der Inklusion sind Lerngruppen oft heterogen und durch Noten sind individuelle Lernfortschritte nur bedingt abbildbar. Kompetenzorientierte Leistungsrückmeldungen bilden besser ab, welche Fähigkeiten SuS bereits erworben haben und welcher nächster Lernschritt bzw. welche nächste Lernleistung folgen könnte. Wertschätzend und entwicklungsorientiert formuliert: „Toll, dass du diese Kompetenz erreicht hast. Lass uns gemeinsam schauen, welcher nächster Lernerfolg auf dich wartet!“ Innerhalb inklusiver Lernszenarien kann (Lern)Leistung folgende Faktoren beschreiben:
- den aktuellen Lern- bzw. Kompetenzstand
- die individuellen Lernfortschritte
- die individuelle Leistungsbereitschaft
- weitere Einzelkompetenzen, z. B. die Bereitschaft zur Kooperation/ die Teamkompetenz
Ein einfaches Modell eine Person kompetenzorientiert zu beschreiben, könnte folgende vier grundsätzliche Kompetenzbereiche beinhalten:
- Personale Kompetenz
- Soziale Kompetenz
- Methodische Kompetenz
- Fachliche Kompetenz
Beispiele:
1. Kompetenzraster mit fachlichen und überfachlichen Kompetenzen
2. Raster mit "Reife- bzw. Kompetenzstufen"
Fazit
Kompetenzorientierung, als auch Noten haben Vor- und Nachteile. Vor dem Hintergrund heterogener Lerngruppen innerhalb der Inklusion, bilden kompetenzorientierte Rückmeldungen zahlreiche Austausch- und Reflexionsmomente. Und sie beteiligen Schüler in höherem Maße. Die Arbeit mit Kompetenzrastern ist jedoch auch zeitintensiv und viele Lerngruppen und auch Lehrkräfte sind Noten/ Punkte aus ihrer Lern- bzw. Lehrbiografie gewohnt. Vielleicht ist die Mischung aus Noten und Kompetenzorientierung sinnvoll, da Notenzeugnisse ein Standard sind, aber auch eine mehrperspektivische individuelle Rückmeldung ein Ziel sein sollte.
Wer ist kompetent?
Stimmt es, dass eine Person die eine komplexe Aufgabe mit der richtigen Einstellung, mit ihren theoretischen und praktischen Routinen und unter Berücksichtigung der gegebenen Fakten, Zusammenhänge und ggf. im Team löst, kompetent ist?
Der Begriff Kompetenz ist innerhalb von Bildungsdebatten sehr präsent. Es gibt unterschiedliche Auffassungen und Definitionen, was dieser Begriff genau beinhaltet. Vielfach wird versucht, die klassischen Operatoren der Lernzielformulierungen kompetenzorientiert zu beschreiben.
Es gibt es aber auch Kritiker, die Lernzielformulierungen befürworten, da sie Sorgen haben, dass die fachlichen Inhalte, die Wissensvermittlung und klassische Leistungskontrolle leiden. Lernziele sind überprüfbar formuliert, auf Basis von Taxonomiestufen. Fähigkeiten und Haltungen sind aber auch gut über Beobachtung, den Dialog über Lernleistungen und den Abgleich von Selbst- und Fremdeinschätzung erfassbar.
Das kann mit Hilfe von Kompetenzrastern gelingen. Kompetenzraster beschreiben, „was Schülerinnen und Schüler können könnten“. Innerhalb dieser Beschreibung werden Lernsituation, Lernleistungen, Einstellungen und Lernwege miteinander in Beziehung gesetzt. Hieraus ergibt sich ein Ziel, wodurch das aktuelle Lernniveau bzw. die aktuelle Kompetenzstufe deutlich wird.
Im Dialog mit SuS können auf Basis eines Kompetenzrasters folgende grundsätzliche Lernentwicklungsfragen (z.B. im Rahmen von Lernentwicklungsgesprächen) gestellt und beantwortet werden:
Aktueller Stand:
- Wo stehe ich momentan?
Erfolge:
- Was bzw. welche Kompetenzstufe habe ich bereits erreicht?
Entwicklungsziele:
- Was sind die nächsten Lernschritte?
- Welche Kompetenzstufe möchte ich als nächstes erreichen?
Kompetenzorientierung
im Hinblick auf Ausbildung und Beruf
Im Bereich Schule werden neben den fachlichen Kompetenzen, weitere Kompetenzen im Bereich der „Überfachlichen Kompetenzen“ abgebildet. Diese Kompetenzen, wie beispielsweise die Teamkompetenz, sind wichtige Faktoren für eine erfolgreiche spätere Teilhabe am beruflichen Leben. Beispiele überfachlicher Schlüsselkompetenzen für den Arbeitsmarkt:
An der Schnittstelle von der Schule in die Ausbildungs-/ Berufswelt („Übergang Schule-Beruf“) sprechen Betriebe in diesem Zusammenhang von „Schlüsselkompetenzen“ oder wenn alle Kompetenzen gemeint sind sind von der „Performanz“ einer Person bzw. eines Bewerbers.
Der Begriff Kompetenz wird in der Pädagogik schon seit den 70er Jahren verwendet, oftmals aber im Hinblick auf die Lösung von Problemen. Seit den 90ern löst er zunehmend den Begriff Qualifikation (vgl. EQR und DQR [-> Europäische Kommission 2008. Der europäische Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen. Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften]) ab und wird mehr im Zusammenhang mit konkreten Lernsituationen, Lernszenarien, Anforderungssituationen oder auch zukünftigen beruflichen Tätigkeiten oder beruflichen Schlüsselkompetenzen gesehen.
Von Lernzielen unterscheiden sich Kompetenzen durch die vernetzte Anwendung von Einzelkompetenzen. Eine Kompetenz bzw. eine Tätigkeit wird bei der Kompetenzorientierung nicht isoliert betrachtet, sondern mit Handlungssituationen verknüpft. Zudem wird eine Kompetenz stufenweise auf Basis der vorhandenen Kompetenzen/ des vorhandenen Leistungsniveaus ausgerichtet, um positive Entwicklungsziele formulieren zu können. Kompetenzorientierter Unterricht, speziel innerhalb der Berufsvorbereitung und Ausbildung sollte dadurch gekennzeichnet sein, dass:
Fragestellung
Welche Mehrwerte und welche Impulse kann die Arbeit mit einem Kompetenzraster für SuS, für Lehrkräfte und für die Institution haben?
An dieser Stelle folgen nur einige Stichwörter zur weiteren Diskussion.
Kompetenzorientierung kann Einfluss haben auf:
Kommunikationprozesse, Schülerbeteiligung, Selbsteinschätzung/ Selbststeuerung, Feedback-Kultur, Wertschätzung, Multiprofessionelle Teamarbeit, Leitkultur, ...
Wie könnte ein Projekt „Etablierung eines Kompetenzrasters zum Sozialen Lernen“ starten?:
1. "Kompetenz" gemeinsam definieren
- Was heißt für uns Kompetenz?
- Wann ist eine Person schulisch und gesellschaftliche kompetent?
- Welche Kompetenzen sind für eine berufliche und gesellschaftliche Teilhabe notwendig?
2. Kompetenzbereiche und Einzelkompetenzen festlegen
- Welche Kompetenzbereiche oder grundsätzlichen Kompetenzdimensionen sind sinnvoll. Beispiel:
- Bereich FACHKOMPETENZ
- Bereich PERSONALKOMPETENZ
- Bereich SOZIALKOMPETENZ
- Bereich METHODENKOMPETENZ
3. Kompetenzen verständlich und stufenweise ausformulieren
4. Vernetzung der Kompetenzstufen/ des Kompetenzrasters
mit anderen schulischen Instrumenten bzw. Ünterstützungssystemen
z. B. mit Lernentwicklungsgespräche/ Belohnungs- und Verstärkersystemen/ mit „Rechten", wie bspw. ein Besuchspass für "Inselraum, Entspannungsraum, Bibliothek oder die Pausenhalle für Gruppenarbeitsphasen/ sozialpädagogische Kommunikationsangebote.